· 1970 ·
Meine Großeltern sitzen im Sprechzimmer ihres Arztes. Ihr Sohn hat sich vor einigen Monaten ins Ausland abgesetzt und dort einer religiösen Gruppierung angeschlossen. Schon seit seiner Jugend hat er mit psychischen Problemen zu kämpfen, seine Aufnahme in die Gruppe scheint wie eine Zuflucht in die falschen Arme. Meine Großeltern machen sich große Sorgen. Der Arzt stellt ihnen eine Möglichkeit eine Aussicht: Sie könnten ihrem eigenen Sohn die Mündigkeit entziehen und ihn nach Hause in die elterliche Verantwortung holen lassen. Es wäre ein drastischer Schritt, ihr Sohn ist immerhin ein erwachsener Mann. Mein Großvater berät sich sogleich mit dem Arzt: Wie könnte eine Entmündigung aussehen, was würde auf die Familie zukommen? Es scheint die beste Lösung zu sein, die Papiere werden aufgesetzt, Stifte herumgereicht. Alle warten auf die Unterschrift meiner Großmutter. Doch sie verweigert sich, kann es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Eine Entscheidung gegen das Wohlergehen ihres Kindes? Der Druck und das Entsetzen von allen Seiten ist groß.
Nein zu sagen ist nie leicht. Für meine Großmutter erforderte es damals sehr viel Mut, sich gegen die fachliche Meinung von Ärzt:innen und den eigenen Mann zu stellen. Für sie, so sagt sie mir heute, ein Schritt aus Liebe und Achtung vor ihrem Sohn.
· 1970 ·
Meine Großeltern sitzen im Sprechzimmer ihres Arztes. Ihr Sohn hat sich vor einigen Monaten ins Ausland abgesetzt und dort einer religiösen Gruppierung angeschlossen. Schon seit seiner Jugend hat er mit psychischen Problemen zu kämpfen, seine Aufnahme in die Gruppe scheint wie eine Zuflucht in die falschen Arme. Meine Großeltern machen sich große Sorgen. Der Arzt stellt ihnen eine Möglichkeit eine Aussicht: Sie könnten ihrem eigenen Sohn die Mündigkeit entziehen und ihn nach Hause in die elterliche Verantwortung holen lassen, er könne ihnen ein entsprechendes Gutachten anfertigen. Es wäre ein drastischer Schritt, ihr Sohn ist immerhin ein erwachsener Mann. Mein Großvater berät sich sogleich mit dem Arzt: wie könnte eine Entmündigung aussehen, was würde auf die Familie zukommen? Es scheint die beste Lösung zu sein, die Papiere werden aufgesetzt, Stifte herumgereicht. Alle warten auf die Unterschrift meiner Großmutter. Doch sie verweigert sich, kann es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Eine Entscheidung gegen das Wohlergehen ihr Kind? Der Druck und das Entsetzen von allen Seiten ist groß.
Nein zu sagen ist nie leicht. Für meine Großmutter erforderte es damals sehr viel Mut, sich gegen die fachliche Meinung von Ärzt:innen und den eigenen Mann zu stellen. Für sie, so sagt sie mir heute, ein Schritt aus Liebe und Achtung vor ihrem Sohn.